DIE LEBENSWIRKLICHKEIT DER SCHÜLER

27.10.2017

Etwa ein Drittel der Schüler erhalten ein Stipendium an der Schule im peruanischen Hochland. Jedes Jahr im Oktober besuchen die Lehrer und Lehrerinnen diese Familien, um ihre Familienverhältnisse und Lebensumstände kennen zu lernen. Dabei sollen Missbrauch, Gewalt, Alkoholkonsum und Vernachlässigung durch eine enge Anbindung der Eltern an die Schule begegnet werden.

Wenn ein Kind am Colegio Diospi Suyana aufgenommen wird, erhalten sie von dem/der Klassenlehrer/in Besuch. Einerseits um das Umfeld der Kinder zu sehen, andererseits um detailliert zu erklären, worin sich diese Schule von anderen unterscheidet und ob die Eltern bereit sind das mitzutragen. Am Colegio wird mit den Kindern in der Bibel gelesen, aber weniger getanzt und marschiert. Auf Pünktlichkeit und Hausaufgaben sowie regelmäßige Teilnahme an der Nachhilfe wird besonders Wert gelegt. Außerdem wird von den Eltern aktive Unterstützung und Teilnahme an der Elternschule vorausgesetzt.

Die Familien, die ein Stipendium beantragen, müssen ihre Finanzen offenlegen. Je nach Einkommen zahlt die Familie mehr oder weniger. Viele haben jedoch kein festes Einkommen, sondern verkaufen am Markt oder betreiben eine Landwirtschaft. Daher wird auch oft gezählt, wieviele Schweine, Hühner, Meerschweinchen, Kühe eine Familie besitzt. 

Folgende interessante Einblicke gibt uns Sophia Oester, die am Colegio als Klassenlehrerin arbeitet: „Die Hausbesuche sind eine gute Möglichkeit, mit den Eltern zu reden. Vor allem über die Themen Pünktlichkeit, Hygiene, Unterstützung, genügend Schlaf, Essensgewohnheiten, Beziehungen zu Geschwistern und Klassenkameraden. Außerdem bitte ich die Eltern oft, ihrem Kind mindesten 10 Minuten am Tag wirklich zuzuhören! 
Diese Woche erzählte mir eine Bauerfrau und Mutter, deren Altersgenossinen oft kaum lesen können, von ihrem Mädchen, das immer wieder viele Bücher mit nach Hause bringt. Bevor ihr Kind die Bücher zurück gibt, liest sie diese erst noch selbst, weil sie so gut sind. Eine andere Mutter erzählte mir, dass sie nicht in der Bibel lesen würde. Doch ihre Tochter ermutigt sie immer wieder dazu, sich eine halbe Stunde Zeit zu nehmen und ihr vorlesen zu dürfen. Wenn die Mutter etwas nicht versteht, dann erklärt es ihr ihre junge Tochter. Solche Highlights ermutigen mich immer wieder, den oft sehr intensiven Alltag zu stemmen.“