GESUNDHEITSVERSORGUNG IM ARUNTAL
Sandra Eisner ist Logopädin und lebte 4 Jahre lang in Nepal. Gemeinsam mit ihrem Mann Dorchi, der in Nepal aufwuchs, initiierte sie unter dem Namen „Dagu Himalaya“ verschiedene diakonische Projekte. Ganz besonders liegen ihnen die Lhomi am Herzen. Die tibetisch-ethnischen Volksgruppe lebt abgeschieden in bitterer Armut und Not. Oftmals sind weder fließendes Wasser noch Sanitäranlagen vorhanden, wodurch sich viele Krankheiten, die ganz einfach verhindert werden könnten, verbreiten.
Hier erzählt Sandra, was ihre Anliegen sind.
„Wir sind auf dem Weg nach Chepuwa. Die Fahrt von Kathmandu mit dem Bus war einfach furchtbar. Die Straßen waren so schlecht, dass es uns in den hintersten Reihen übelst herumgeworfen hat – 28 Stunden lang. Gestern fuhren wir dann für 8 Stunden in einem Jeep weiter. Und nun sind wir zu Fuß unterwegs – ca. 10 Kilometer und 1800 Höhenmeter waren es heute. Gerade sitzen wir auf dem Berggipfel, vor unserem Zelt und Dorchi zeigt auf ein paar Lichtpunkte am gegenüberliegenden Berghang. Dort liegt Chepuwa – sein Heimatdorf, meint er. Wie wir da hinkommen, frage ich ihn. Diesen Berg wieder hinunter und den nächsten Berg wieder hinauf, antwortet er.“
Von 2015 bis 2017 arbeitete ich als Logopädin in einem Krankenhaus in Nepal. Dort habe ich meinen Mann Dorchi kennengelernt. Dorchi ist Nepalese, stammt ursprünglich aus Chepuwa im oberen Aruntal (Sankhuwasabha Distrikt) und ist Lhomi. Die Lhomi sind eine tibetisch-ethnische Volksgruppe, die v.a. das obere Aruntal im Nordosten Nepals besiedeln. Viele Familien sind jedoch nach Kathmandu abgewandert, um dort ihr Glück zu versuchen. Aber auch dort leben die meisten in Armut und Not.
Nach unserer Hochzeit im November 2017 entschieden wir uns, mit einem Gesundheitsposten in Dorchi’s Heimatregion zusammenzuarbeiten. Das obere Aruntal ist nur zu Fuß erreichbar, die Menschen leben in bitterer Armut und sind medizinisch stark unterversorgt. Dorchi selbst verließ sein Dorf als Teenager, um die Universität in Pokhara zu besuchen. Seither war er selbst nur unregelmäßig zu Besuch in seiner Heimat. Aber die spirituelle und materielle Not haben ihn stets beschäftigt und schon lange hatte er den Wunsch, in seiner Heimatregion tätig zu werden.
Und so haben wir von 2018 bis 2019 gemeinsam mit den Mitarbeitern eines lokalen Gesundheitspostens kleine Einsätze in den Dörfern des oberen Aruntals organisiert. Dabei ist uns immer wieder die Not der Menschen aufgefallen.
„Wir stehen auf einem Schulhof – Dorchi meint, dass das Dorf auf 3.500m Seehöhe liegt. Die Schüler stehen in Reih und Glied vor uns. Wir erklären, warum man sich regelmäßig die Hände waschen und auch auf das Zähneputzen nicht vergessen sollte. Einfache Maßnahmen, die hier doch so viel bewirken können. Gestern meinte ein Kollege, dass es in manchen Dörfern immer noch keine Sanitäranlagen gibt. Und viele Menschen an Durchfallerkrankungen sterben. Irgendwie kann ich es kaum glauben. Die Schüler hören aufmerksam zu. Ich bitte einen Schüler, mir die Toiletten oder den Brunnen zu zeigen – wir möchten das Zähneputzen und Händewaschen demonstrieren. Er sieht mich etwas fragend an und scheint unschlüssig zu sein. Dann spricht er ganz leise etwas auf Lhomi – Dorchi übersetzt es für mich. Es gibt in der Schule keine Toiletten und kein Wasser.“
Immer größer wurde der Wunsch, mehr für die Lhomi zu machen. Seit 2019 leben wir in Österreich und haben mit einem kleinen Team aus unserer Kirchengemeinde, der Kirche im Kino, „Dagu Himalaya“ gegründet. Gemeinsam führen wir ausgewählte Projekte durch. Angefangen hat alles 2019 mit „Wasser für Pibu“. Wir durften das Dorf Pibu mit fließendem Wasser versorgen und somit auch die Hygienesituation verbessern. Danach kam die Pandemie und wir führten Corona-Nothilfe Programme im oberen Aruntal und Kathmandu durch. Zusätzlich bauten wir Sanitäranlagen für eine große Schule und konnten eine Geburtenstation mit Material ausstatten. Im Winter 2021 unterstützten wir dann eine Gruppe von Lhomi, eine Schweinefarm aufzubauen. Die Männer hatten ihre Arbeit als Trekkingführer und Träger durch die Pandemie verloren, wodurch das einzige Familieneinkommen wegfiel. Gleichzeitig finanzierten wir Ziegen für bedürftige Familien im oberen Aruntal. 2021 und 2022 beteiligten wir uns dann dabei, ein Dorf und eine Schule mit Winterkleidung auszustatten. Ein älterer Dorfbewohner in Chepuwa bekam 2022 ein neues Dach und seit ein paar Monaten haben wir zwei Frauen angestellt, die wunderschöne Armbänder herstellen.
Bei allen unseren Projekten steht Jesus im Zentrum. Er führt und leitet uns und begegnet so den Lhomi. Wir können die Christen in den Dörfern stärken und ermutigen. In Pibu ist dadurch eine florierende Kirchengemeinde entstanden. Wir sind begeistert, was Jesus macht und sind gespannt, was er mit den Lhomi vorhat.
Dorchi wird im Oktober mit einem Teil unseres Teams in das obere Aruntal reisen und dort die vergangenen und zukünftigen Projektorte besuchen. Denn für das kommende Jahr haben wir uns auch wieder viel vorgenommen: wir möchten zwei neue Schulen bauen und hoffen, ein weiteres Dorf mit fließendem Wasser versorgen zu können. Aber nicht immer ist alles möglich, was wir uns vorgenommen haben, denn viele Faktoren beeinflussen die Durchführung – lokale Gegebenheiten, Finanzierung, Personalmangel, etc. So bleibt es immer spannend! Und wir freuen uns, wenn ihr Teil unserer Projekte werdet, als Gebende oder Betende!