HOFFNUNGSVOLLE AFRIKA-REISE: Unvergleichliche Begegnungen in Tansania, Kenia und Südafrika
Ende Oktober brachen Timna und Dietmar (Teil unsere Homebase Teams), begleitet von Dietmars Sohn Noah, zu einer aufregenden zweiwöchigen Reise nach Afrika auf, um unsere Projekte und Mitarbeitenden vor Ort zu besuchen. Sie kamen zutiefst berührt zurück von den Herausforderungen, mit denen die Menschen vor Ort konfrontiert sind. Aber auch ermutigt von der unglaublichen Stärke und dem Engagement aller. Hier teilen sie ihre Erlebnisse mit uns.
TANSANIA
Unser erstes Ziel war Tansania und die Farm von „Care of Creation„. Nach 39-stündigen Reise landeten wir endlich sicher in Dodoma. Schon die kurze Autofahrt zur Farm war ein echtes Abenteuer. Gleichzeitig wurde uns das Ausmaß der Zerstörung durch Dürre und großflächiger Rodung schmerzlich vor Augen geführt: totes Land und Trockenheit, so weit das Auge reicht.
Die Ausbildungsfarm von Care of Creation verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Mit derzeit 5 Mitarbeitern und 3 Sozialdiener aus Österreich und 30 einheimischen Angestellten versuchen sie, den zerstörerischen Kreislauf zu unterbrechen. Trotz schwieriger Bedingungen wollen sie nachhaltige Landwirtschaft betreiben und fruchtbare Böden schaffen. Ihr Ziel ist es, den hungernden Menschen eine neue Lebensgrundlage zu bieten. Unter dem Konzept „Farming Gods way“ zeigen sie verschiedene Methoden zur nachhaltigen Land-, Forst- und Viehwirtschaft auf. Dabei kommen keine Maschinen, kein Dünger und keine Bewässerung zum Einsatz. Dennoch erzielen sie eine mehr als zehnfache Ernte im Vergleich zu konventionellen Anbaumethoden.
Nach sechs Jahren harter Arbeit ist die Farm selbst am Ende der Trockenzeit immer noch eine kleine Oase inmitten der dürren Landschaft. Die vielen Bäume spenden lebensbringenden Schatten und liefern ausreichend Biomasse, die zur Bodenverbesserung genutzt wird. Das Team um Projektleiterin Alice Tlustos arbeitet zudem daran, die Ausbildungsfarm wirtschaftlich unabhängig zu machen. Hier sind Kreativität und innovative Ideen gefragt. Ausgerechnet wir durften (nachdem die Kamele ein Jahr Trainingszeit hatten) mit dem ersten bezahlten Ritt das neue Kamel-Business eröffnen. Durch die Einnahmen von Farmbesuchern und Kursteilnehmern soll künftig die nachhaltige Kamelzucht finanziert werden.
Es war unglaublich bewegend, die einheimischen Mitarbeiter kennen zu lernen und von ihnen zu hören, wie das Projekt ihr Leben und das Leben ihrer Familien und des Dorfes positiv verändert hat. Mit großer Freude, Hingabe und Stolz berichteten sie uns von den kleinen und großen Erfolgen der letzten Jahre und nahmen uns immer wieder mit in „ihre Bereiche“ auf der Farm.
Gleichzeitig berührten uns viele Gespräche und Begegnungen tief. Sie machten uns deutlich, wie groß die Not der Menschen in Ostafrika ist. Ein Mitarbeiter erzählte uns voller Stolz von seiner neugeborenen Tochter, die noch keinen Namen hat, weil das Abschied nehmen hoffentlich leichter fällt, wenn sie die ersten beiden Wochen doch nicht überleben sollte. So wie das erste Kind. Einem blinden Mitarbeiter, der sich scheinbar mühelos am unwegsamen Gelände der Farm zurechtfand, überließen wir vor der Abreise einen unserer (durch die Reise leicht angeschlagenen) Koffer. Er benutzt ihn „als Kleiderschrank, damit die Ratten nicht länger jede Nacht meine Dienstkleidung anfressen.“
Oft waren es aber auch nur kurze Augenblicke … Blicke in die Gesichter von Menschen, die von Hunger gezeichnet waren. Blicke auf einfache Behausungen ohne Türen und Dächer, die der ganzen Familie zumindest minimalen Schutz vor den Gefahren der Nacht boten. Oder der Anblick von heimatlosen Menschen am Straßenrand … Szenen, die nicht so einfach vergessen werden.
KENIA
Weiter ging es nach Kenia. Nach einem kurzen Flug erreichten wir die Hauptstadt Nairobi. Unser Mitarbeiter David ist hier vor Ort Teil von Banda Health. Das medizinische Projekt hat das Ziel, kleine Krankenhäuser und Klinken zu beraten und mit einer eigens dafür entwickelten Software in den wichtigsten Abläufen zu unterstützen.
Geplant war, gleich am Weg vom Flughafen eine dieser Klinken zu besuchen. Wir machten uns im Vorhinein kaum Gedanken darüber, was genau uns dort erwarten wird. Nach wenigen Sekunden klar: Diese „Klinik“ sprengt alles an westlicher Vorstellungskraft, die wir aufbringen konnten. Denn statt dem kleinen Missionskrankenhaus, das wir erwartet hatten, standen wir vor einem liebevoll renovierten Erdgeschoss eines baufälligen Gebäudes mit der Aufschrift „Health Care Center“. Während wir noch damit beschäftigt waren, den starken baulichen Kontrast zwischen Ober- und Erdgeschoss zu verarbeiten, begrüßte uns auch schon die ausgebildete Krankenschwester und Leiterin der kleinen „Level 2“ Klinik, Diana. Diese Klinik ist die einzige Gesundheitseinrichtung weit und breit, wie wir bald erfahren sollten. Stolz führte uns Diana durch die liebevoll eingerichteten Räumlichkeiten. Sogar ein kleines Labor mit einer Zentrifuge für Blutuntersuchungen war vorhanden.
Diana erzählte uns von den vielen Menschen in der Nachbarschaft, die dank der Klinik erstmals Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Die Notwendigkeit dieser Einrichtung war überwältigend. Sie berichtete von einer dramatischen Notoperation, bei der sie über fünf Stunden lang operierte, um das Leben eines Opfers einer Messerattacke zu retten. In einem Telefonat hatte sie sich heute vergewissert, dass es dem Patienten gut geht. Als David sie fragte, ob der Patient die Behandlung bezahlen konnte, antwortete sie mit strahlenden Augen: „Was gibt es für eine schönere Bezahlung als zu hören: ‚Danke, dass Sie mein Leben gerettet haben‘?“
Eine weitere Herausforderung, mit der die Klinik konfrontiert ist, ist die steigende Anzahl von Geburten in der Gegend. Diana hatte kurzerhand selbst Hand angelegt und im hinteren Teil des Gebäudes eine kleine Geburtenstation mit zwei Betten eingerichtet, da der Vermieter nicht bereit war, das Obergeschoss fertigzustellen. Wir fragten sie, warum sie sich genau hier in dieser armen Gegend engagiert. Sie erzählte uns von den Rückschlägen und Herausforderungen, die sie bereits erlebt hatte, und sagte mit einem Lächeln: „Offenbar wollte mich Gott genau hier haben.“ Da war kein Funke von Enttäuschung oder Frust, nur Hingabe und Liebe für die Menschen, die Gott ihr anvertraut hatte.
Unsere Mitarbeiterin Lisa bietet Traumaberatung an und unterstützt regelmäßig ein Kinderheim und eine Schule (Naomi’s Village). Sie hat dort einen nachhaltigen Einfluss auf den Alltag der Heim-Mamas. Wir durften mit ihr gemeinsam das Heim und die Schule besuchen. Die Heim-Mamas erzählten uns, dass sie durch Lisas Trainings erkannt haben, wie wichtig gemeinsames Spielen für die Entwicklung und Bindung der Kinder ist. Nun ist es regelmäßiger Bestandteil des Stundenplans. Die positiven Veränderungen sind bemerkenswert und zeigen, wie eine einzige Person einen großen Unterschied machen kann.
Während unserer restlichen Zeit in Kenia durften wir neben unseren Mitarbeitern David und Lisa Miner und ihren beiden Töchtern noch viele weitere tolle und beeindruckende Menschen und Projekte kennen lernen. Sie alle haben uns tief beeindruckt mit ihrer Hingabe und dem Willen, eigene Bedürfnisse und Komfort hintenanzustellen, um Gottes Liebe in der Welt sichtbar zu machen. Was würde wohl passieren, wenn wir alle die Entscheidung treffen würden, mit unserem Leben einen Unterschied machen zu wollen?
Nach drei intensiven Tagen war es schließlich an der Zeit, Abschied zu nehmen. Zurück in der Hauptstadt hatten wir noch zwei Treffen mit unserem großen internationalen Partner SIM Kenia. Gemeinsam diskutierten wir über zukünftige Projekte und wie wir als Organisationen noch besser zusammenarbeiten können. Wir überlegten gemeinsam, wo dringend Mitarbeiter gebraucht werden und welches Projekt sich vielleicht als zukünftige Einsatzstelle für einen Sozialdienst im Ausland eignen könnte.
SÜDAFRIKA
Zu guter Letzt ging es weiter nach Südafrika, ins wunderschöne George. Unsere Partnerorganisation EMI hat dort eine Vielzahl an Projekten, um den Menschen in Not zu begegnen. Dort besuchten wir eine Suppenküche, die Kindern aus einem Slum regelmäßig Essen austeilt. Wir wurden von einer Welle an Kindern empfangen, die in schmutziger Kleidung und zerlumpten Zustand auf uns zustürmten. Ihre bedürftigen Augen suchten nach Aufmerksamkeit und Liebe, genauso sehr wie nach Essen. Bei einigen Kindern bemerkten wir sofort den glasigen, leeren Blick, der auf die harte Realität ihres Lebens hinwies. Unsere Begleiterin erklärte uns, dass das Durchschnittsalter, in dem die Kinder hier mit Drogen in Berührung kommen, schockierende acht Jahre beträgt. Immer wieder verschwinden Kinder, und das schreckliche Problem des Menschenhandels ist hier allgegenwärtig.
Wir setzten unseren Weg fort und kamen zu einem Projekt, das Frauen, die aus der Prostitution aussteigen möchten, Bildung, Therapie und Arbeitsmöglichkeiten bietet. Wir waren erstaunt über die wunderschönen handgefertigten Stücke, die sie im „Wild Mongoo“ Shop anboten, und entschieden uns, das eine oder andere für uns selbst und unsere Lieben zu kaufen.
Tobias, unser österreichischer Kollege, ist der Leiter des Medien- und Kommunikationsteams von EMI. Durch seine engagierte Arbeit erhalten diese und viele andere Projekte die notwendige mediale Aufmerksamkeit und die dringend benötigten Spenden.
Seine Frau Alexandra ist Hebamme und hat die erste gehörlosenfreundliche Klinik in Südafrika mit aufgebaut. Die kleine Tagesklinik „Door of Hope“ hatte erst im August ihre Türen geöffnet (hier kann der Bericht nachgelesen werden). Wir waren erstaunt über die vielen Geschichten über positive Veränderungen und lebenswichtiger Hilfe, die die Tagesklinik in der kurzen Zeit den Menschen in der Nachbarschaft schon bieten konnte.